Geschichte

Die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde
[Geschichte]


Es war seit eh und je das Bestreben der am Wasser angesiedelten Menschen die Gefahren des Hochwassers zu mindern oder abzuwenden, aber auch die Wasserkraft zu nutzen. Dieses Bemühen verband allezeit die ehemals selbständigen Gemeinden Ober? und Unterlauchringen.

Seit Jahrhunderten bedrohten die Wasser der Wutach, die in zahlreichen Windungen und Armen durch die gebietsweise sumpfige Talniederung floss, die beiden Orte und zusätzlich der Kotbach das Dorf Oberlauchringen. Erst die Wutachkorrektur im ersten Teilstück von Oberlauchringen bis Degernau und im Weiterausbau bis Ofteringen 1821 konnten die Überschwemmungsgefahr bannen. Die Regulierung von Schwarzbach und Klingengraben sowie des Kotbaches war erst den Jahren 1956/65 vorbehalten. Nach der Korrektur der Wutach, die bis dahin meist nur in einer Furt überquert werden konnte, ging man auch an den Brückenbau. Von den Verheerungen durch Hochwasser waren die Dorfbewohner nun lange nicht mehr so gefährdet, wenngleich auch bis in unsere Tage starke Regenfälle und Schneeschmelze zu Hochwasser führen und Schäden anrichten können.

Mühle OberlauchringenDas Wasser der Wutach nutzten die früher fast ausschließlich auf der Landwirtschaft tätigen Bewohner für die Wässerung der Wiesen; die Wasserkraft im besonderen als Energiequelle trieb die schon 1418 erstmals urkundlich erwähnte Mühle in Oberlauchringen, in der die "Untertanen der Flecken Grießen, Geißlingen und Oberlauchringen" ihr Getreide rendlen und mahlen zu lassen hatten. Die Mühle lief bis zum Jahre 1877. In jenem Jahr hatte der Schaffhauser Fabrikant Vogt die Gebäudlichkeiten erworben, um eine Baumwollzwirnerei einzurichten. Anstelle der damals noch vorhandenen fünf unterschächtigen Wasserräder trat eine 45 PS Turbine, die den elektrischen Strom für den Betrieb der Zwirnerei lieferte. Unter wechselnden Schweizer Besitzern lief die Zwirnerei jahrzehntelang und beschäftigte einst 30 ? 40 Personen, meist Frauen. Im Zweiten Weltkrieg stellte sie ihren Betrieb ein. Die für die jahrhundertealte Mühle und ihre Nachfolgebetriebe bedeutende Wasserkraft des alten Mühlekanals wird auch heute noch genutzt. Sowohl die Wasser der Wutach wie auch zeitweise des Mühlewehrs in Oberlauchringen dienten im 19. Jahrhundert auch der Holzflößerei.

Alte MühleAm Siechenbach wurde 1830 die Sägemühle Hartmann errichtet und 12 Jahre später um eine Gipsmühle erweitert. In Unterlauchringen hatte etwa um 1886 die Getreidemühle Häring ihren Betrieb aufgenommen und lief bis zum Jahre 1961. Am Dorfbach Unterlauchringen wurde bald nach der Genehmigung im Jahre 1826 von Johann Baptist Bercher eine Rot? oder Lohgerbe errichtet; später folgte eine Schleifmühle.
Im Gewann "Ibrunnen", unmittelbar an der Wutach und der westlichen Grenze der Gemarkung Unterlauchringen-Tiengen, entstand 1844 eine mechanische Weberei, die 1852 der Schweizer Heinrich Honegger erwarb. Die Wasserkraft der Wutach war es wiederum, welche die mechanische Spinnerei und Weberei, die sogenannte "Honeggerei" antrieb.

Die Fa. Honegger beschäftigte bereits einige Jahre später an 6000 Spindeln und 110 Webstühlen etwa 150 Arbeiter. Zahlreiche Bewohner aus dem Dorf Unterlauchringen und aus dem benachbarten Tiengen hatten Brot und Verdienst gefunden. Nach Ablauf von rund 100 Jahren ging die dann stillgelegte Fabrik käuflich an die große Nachbarin Lauffenmühle über.



Die "Mühlin an der Wut am Louffen bei nider Loucheringen", schon 1433 als herrschaftliche Mühle urkundlich erwähnt, hatte von da an gerechnet rd. 400 Jahre unter Nutzung der Wasserkraft als bedeutende Getreidemühle gedient, der nach einem Beschrieb von 1835 eine Gipsmühle, Ölpresse, Hanfreibe sowie ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Gastwirtschaft angeschlossen waren. Im Jahre 1834 hatte der Schweizer Handelsmann Johannes Müller den Gesamtbetrieb gekauft und die Konzession "zur Begründung eines Baumwollspinnerei?Etablissements" erwirkt. Der neue Besitzer errichtete gegenüber der alten Mühle, aber links der Wutach gelegen, ein vierstöckiges Gebäude, nahm darin 13 Spinnstühle mit zusammen dreitausend Spindeln in Betrieb und stellte in dem an die alte Mühle anstoßenden Wohnhaus die ersten Webstühle auf. Neben der Tatsache, dass damals die Schweizer Textilhersteller, bedingt durch den Deutschen Zollverein, gehalten waren, im deutschen Nachbargebiet Produktionsstellen aufzubauen, wenn sie ihren Warenabsatz in Deutschland nicht verlieren wollten, stellte sich primär für die Wahl eines Fabrikstandorts immer die Frage nach der Energiequelle, nämlich nach der Wasserkraft. Diese war durch die Wutach gegeben.

Solche Überlegungen waren, so kann man sicher annehmen, auch für die schon beschriebenen Unternehmen "Baumwollzwirnerei Oberlauchringen" und "Honeggerei" im "Ibrunnen" maßgebend. Das anfängliche Textilunternehmen Lauffenmühle beschränkte sich bis dahin auf die Gebäudlichkeiten links der Wutach, also auf Gemarkung Tiengen


Entscheidend für die damals noch kleine Gemeinde Unterlauchringen war das Jahr 1845: Die Inhaber der Lauffenmühle Fischer wollten auf dem rechten Wutachufer ein 5-stöckiges Fabrikgebäude errichten. Interessant ist dabei, dass der Gedanke dieser Betriebserweiterung auf dem rechtsseitigen Wutachufer unter stärkerer Ausnutzung der Wasserkraft schon mit dem Erwerb der alten Mühle am Lauffen verbunden war. Nach erteilter Bewilligung durch die Großherzogliche Regierung wurde, wie geplant, 1846/47 rechts der Wutach das fünf Stockwerk hohe Fabrikgebäude erbaut, das neben den alten 3.000 Spindeln 10.000 neue aufnahm. Das Wasser der Wutach wurde entsprechend dem für jene Zeit genialen Plan durch einen offenen Kanal auf eine Turbine geleitet und durch ein in Felsen gesprengtes 200 m langes unterirdisches Kanalstück wieder der Wutach zugeführt. Diese Anlage besteht mit modernen Wehranlagen,
Hochleistungsturbinen und Vergrößerung des Kanals auch heute noch. Mit dieser Ausdehnung des Unternehmens auf Unterlauchringer Gemarkung 1847 stieg die Zahl der Beschäftigten bereits auf 250; 10 Jahre vorher waren im Textilbetrieb links der Wutach 105 Personen tätig. Ein Arbeiterwohnhaus war zusammen mit dem Fabrikgebäude errichtet worden. Der Textilbetrieb entwickelte sich nun zunehmend nach oben.

Entscheidend für das nun schnelle Wachstum war die Verlagerung der Produktionsstätte auf die rechte Seite der Wutach, also auf Gemarkung Unterlauchringen, im Jahre 1847. Die kommenden Jahrzehnte waren durch die kontinuierlichen Erweiterungen der Gebäudlichkeiten unter gleichzeitiger Erneuerung des Maschinenparks gekennzeichnet; Arbeiterwohnungen wurden geschaffen. Wenn auch der Betrieb von den Krisenzeiten nach dem Ersten Weltkrieg betroffen wurde, blieb er von der großen Arbeitslosigkeit verschont. 1935 erwarb Dr. Gustav Winkler, Berlin, die Lauffenmühle mit damals 30552 Spindeln und 1104 Webstühlen. Die Zeit der unmittelbar vorausgegangenen unpersönlichen Besitzverhältnisse war beendet.
Auch nach Überwindung der schwierigen Zeiten des Zweiten Weltkrieges und der folgenden Jahre entstand 1956/57 eine neue Spinnerei mit Weberei als geschlossene Großanlage. Die Automation wurde in dem Betrieb, der jetzt 3?schichtig lief, vorangetrieben. Ein Rückschlag trat durch den Großbrand im Jahre 1962 ein. Trotzdem entwickelte sich die Lauffenmühle bei weiterer grundlegender Modernisierung und Automation zu einer der größten Webereien Deutschlands.

Neben dem Textilunternehmen Lauffenmühle haben sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Lauchringen einige mittelständische Industrieunternehmen und eine ganze Reihe von Betrieben des Gewerbes und des Handels niedergelassen. Sie stellen einen für die Wirtschaft der Gemeinde und die Beschäftigung ihrer Einwohner bedeutsamen Faktor dar. Die Gemeinde hat in wirtschaftlichem Weitblick während der vergangenen Jahre bis heute für die Ansiedlung und Erweiterung wirtschaftlicher Unternehmen die infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen und neue Gewerbegebiete ausgewiesen. So wurden in vielen Fällen die Standortentscheidungen erleichtert und die Unternehmer bei ihren Anstrengungen, in der Gemeinde Fuß zu fassen, unterstützt.

Abgesehen von dem historischen Standort der Lauffenmühle an der Wutach waren früher die wenigen, kleinen Betriebe vorwiegend im Handwerk, vereinzelt auch im Handel, im Ortsteil Unterlauchringen an der Hauptstraße und im Ortsteil Oberlauchringen an der jetzigen Klettgaustraße angesiedelt. Geringe Ausnahmen bildeten die frühere Spinn? und Weberei der Fa. Honegger in Unterlauchringen, in Oberlauchringen die Zwirnerei am Mühlenbach und später die Konfitürenfabrik Simmler am Bahnhof.

Im Gewann "Wiggenberg" hat die Gemeinde in jüngerer Zeit im Nordosten ihrer Gemarkungsgrenze ein neues Gewerbegebiet ausgewiesen. Auf ihm haben sich bis jetzt 23 Unternehmungen angesiedelt, z.T. vollkommen neu, aber auch nach Auslagerung aus dem Wohngebiet, oft unter Vergrößerung des Betriebs. Von den 23 Unternehmen entfallen 4 auf Metallverarbeitung, weitere 4 auf das Baugewerbe, 3 auf Fahrzeugbau und Landmaschinen und neben 8 sonstigen je 1 Betrieb auf Fertighausbau, Stahl? und Sanitärgroßfachhandel, KFZ-Teile-Handel und Industrieanlagentechnik. In dem nahe gelegenen Gelände am Bahnhof, an der Ried? und Siemensstraße, haben sich bei weiter vorhandenen Reserveflächen insgesamt 15 Betriebe niedergelassen. Sie werden von der altansässigen Konfitürenfabrik Simmler GmbH angeführt.



Ihr schließen sich 5 Baufirmen, 2 Unternehmen für technisches Gerät, 1 Damenkleiderfabrik und neben 2 sonstigen Betrieben 4 Handelsunternehmungen an. Die Neuanlage von Straßen und großzügigen Parkplätzen steigert die Attraktivität der vorhandenen Einrichtungen und zeichnet die neugeschaffenen Gewerbegebiete aus.

Die an der Hauptstraße im Ortsteil Unterlauchringen und an der Klettgaustraße im Ortsteil Oberlauchringen befindlichen Einzelhandels? und Handwerksbetriebe dienen in der Hauptsache der örtlichen Versorgung, haben aber je nach Branchenart ein größeres Einzugsgebiet aus dem Umland. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden an der Bundesstraße Nr. 34 und in ihrem Nahbereich weitere gewerbliche Unternehmungen. Auf das ganze Gemeindegebiet verteilt sind aus dem Dienstleistungsbereich alle erforderlichen Einrichtungen vorhanden und tragen mit zur Sicherstellung einer ganzheitlichen Versorgung der Bevölkerung einschließlich des türkischen Anteils bei.
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