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50 Jahre Gemeinde Lauchringen
Aus Oberlauchringen und Unterlauchringen wird Lauchringen vom 30.06.2021


Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

50 Jahre - und damit ein halbes Jahrhundert - sind vergangen, seit Oberlauchringen und Unterlauchringen begannen, ihren gemeinsamen Weg zu gehen. Zur "Goldenen Hochzeit" am 01. Juli wollen wir deshalb an dieser Stelle innehalten und anlässlich des Jubiläums auf die Anfänge und Entwicklung unserer Gemeinde zurückblicken.

Die Vereinigung erfolgte während der Gebietsreform in Baden-Württemberg in den Jahren 1968 bis 1975, die das Ziel hatte, leistungsfähigere Gemeinden zu schaffen.

Grund dafür war, dass die Kommunen Baden-Württembergs in der Nachkriegszeit eine sehr unterschiedliche Entwicklung erlebten. Durch die zunehmende Mobilität erfolgte oft eine Trennung von Wohnstätte und Arbeitsplatz. Die Gemeinden, die als Wohnort dienten, aber kaum Gewerbe oder Industrie aufzuweisen hatten, konnten die Lasten für die Infrastruktur (Kindergärtern, Schulen, Sportstätten oder Straßen) nicht mehr finanzieren. Gemeinden, die sich abseits der Wirtschaftszentren befanden, wurden langsam entvölkert. Die dortigen Handels- und Gewerbebetriebe erlitten wegen des Rückganges der Kaufkraft erhebliche Einbußen. Im Gegensatz dazu finanzierten Gemeinden mit wachsender Industrie eine gute Infrastruktur. Das förderte die Abwanderung von den ländlichen Gemeinden in die größeren Städte und verstärkte den Gegensatz zwischen den sich entvölkernden Gemeinden und den sich vergrößernden Städten.

Die angestrebten Reformen in Baden-Württemberg sollten diese Gegensätze ausgleichen und die Gemeinden neu ordnen. Als Teil der Gebietsreform erfolgte der Prozess der Gemeindereform, die am 1. September 1968 bekann und am 1. Januar 1975 endete. Die Gemeindereform wurde mit dem "Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden" eingeleitet, das am 7. März 1968 vom Landtag Baden-Württemberg verabschiedet wurde, um gleichwertige Lebensverhältnisse für die Bürger zu schaffen und Interessengegensätze zwischen Gemeinden - entstanden aufgrund der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung - abzubauen. Aus 3.379 Gemeinden in Baden-Württemberg sollten durch Zusammenschlüsse und Eingemeindungen 1.111 Kommunen werden.

Den Gemeinden, die sich freiwillig eingemeindeten, ließ die Landesregierung Sonderzuschüsse nach dem Finanzausgleichsgesetz zukommen. Bedingung war, dass eine Bürgeranhörung bis zum 2. April 1972 stattgefunden haben und die Eingemeindung spätestens bis zum 1. Januar 1973 vollzogen sein musste.

Da man schon lange davor und besonders während der Nachkriegszeit viele gemeinsame Beschlüsse gefasst hatte, lag es also nahe, dass sich die bisher selbstständigen Gemeinden Oberlauchringen und Unterlauchringen zu einer Gesamtgemeinde zusammenschlossen. Bereits in den 1960er Jahren beschlossen z.B. beide Gemeinden einen gemeinsamen Flächennutzungsplan, beteiligten sich am Abwasserzweckverband Klettgau-West, bildeten einen Zweckverband zur Errichtung eines beheizten Schwimmbades und planten den Betrieb einer gemeinsamen Hauptschule. Auch städtebaulich wuchsen die beiden Orte stetig aufeinander zu, so dass ein Zusammenschluss beider Gemeinden mehr als nahe lag.

Nach intensivem Austausch und langer Vorbereitungszeit fand die notwendige Bürgeranhörung in beiden Orten dann am 21. April 1971 statt, deren Ergebnis eindeutig ausfiel. In Oberlauchringen stimmten von 1.165 Stimmberechtigten 656 für die Vereinigung und 134 dagegen, in Unterlauchringen stimmten von 1.872 Stimmberechtigten 757 dafür und 80 dagegen. Am 05. und 06. Mai 1971 beschlossen die beiden Gemeinderäte daraufhin jeweils einstimmig den Zusammenschluss zur Gesamtgemeinde Lauchringen.
Die beiden damaligen Bürgermeister Bertold Schmidt (Oberlauchringen) und August Strittmatter (Unterlauchringen) unterschrieben am 19. Mai 1971 die "Vereinbarung über die Vereinigung der Gemeinden Oberlauchringen und Unterlauchringen zu der neuen Gemeinde Lauchringen, Landkreis Waldshut".

Am 01. Juli 1971 wurde die Gemeinde Lauchringen dann Realität. August Strittmatter wurde auf eigenen Wunsch zum Ende des Jahres in den Ruhestand versetzt, wohingegen Bertold Schmidt, seit 1960 Bürgermeister von Oberlauchringen, am 05. September 1971 zum Bürgermeister der Gesamtgemeinde gewählt wurde.

Bertold Schmidt hatte in den nachfolgenden Jahren seiner erfolgreichen Amtszeit bis zum Jahr 2002 maßgeblichen Anteil daran, dass sich der Zusammenschluss zu einem Glücksfall für unsere Gemeinde entwickelt hat. Anfangs war es nicht leicht, die vorhandenen Doppelstrukturen in vielen Bereichen zu einen, vorhandenen Argwohn abzubauen und Spannungen auszugleichen. Doch Bertold Schmidt war Visionär. Er hatte erkannt, dass dies die Zeiten des Aufbruchs sind. Er wollte Gestalter sein, war immer um Ausgleich und Gerechtigkeit bemüht. Mit großer Überzeugungskraft hat er es verstanden, etliche Vereine zusammenzuführen, persönliche Einzelinteressen auszugleichen und mit größtmöglicher Bürgernähe Verwaltungshandeln zu erklären. Mit dem zukunftsorientierten Bau von Freibad, Rathaus, Hauptschule und Sporthalle auf der bis dahin "grünen Wiese" zwischen beiden Ortsteilen verdeutlichte er eindrücklich, dass das Zusammenwachsen der Ortsteile auch baulich vorangetrieben werden muss. Die Entwicklung eines Zusammengehörigkeitsgefühls in allen Bereichen war Bertold Schmidt überaus wichtig. Diese Einigkeit, aber auch Offenheit für Neues, hat Lauchringen zu dem gemacht, worauf wir heute weiter aufbauen können.

Lauchringen hat sich in den zurückliegenden 50 Jahren zu einem attraktiven Wohnort und Gewerbestandort entwickelt. Wir verfügen über ein lebendiges und vielfältiges Gemeinwesen in einem attraktiven Wohn- und Arbeitsumfeld, mit einer guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, sicheren Arbeitsplätzen, guter Infrastruktur, aber auch mit einer intakten Natur und einem lebenswerten Umfeld mit attraktiven Freizeitangeboten und Sportmöglichkeiten. Diese Lebensgrundlage gilt es zu erhalten. Doch hierbei sind wir alle gefragt. Wir alle sind GEMEINDE! Wir alle müssen unseren Heimatort so formen, dass wir uns wohlfühlen, wir müssen uns einbringen und mitgestalten. Es müssen nicht immer die großen, für alle sichtbaren Aktionen und Taten sein. Vieles geschiet im Stillen. Es braucht in einer lebendigen Gemeinde Menschen, die einfach ein wenig mehr tun, die mit Nachbardiensten oder kleinen Hilfen auch unsichtbare Arbeit leisten. Solche Mitbürgerinnen und Mitbürger sind ein Zugewinn und bringen uns als Gesellschaft weiter.

Ich danke deshalb an dieser Stelle ganz besonders all jenen Personen, die Lauchringen zu dem gemacht haben, was es heute ist. Ich danke den damaligen Gemeinderäten, die den Mut und Weitblick bewiesen haben, sich auf diesen freiwilligen Zusammenschluss einzulassen. Ich danke den damaligen Gemeindemitarbeitern, die ihre Schaffenskraft dafür verwendet haben, dass dieser Zusammenschluss ein Erfolg wird. Ich danke den damaligen Vereinsvorständen und -mitgliedern, den Kirchen und Institutionen, die sich engagiert und mit Überzeugungsarbeit einen großen Beitrag zum erfolgreichen Gelingen dieser Fusion geleistet haben.

Gerne hätten wir dieses Jubiläum anders gefeiert. Leider hat ein weltumspannendes Virus dafür gesorgt, dass dieses Jubiläum nicht mit großem Festakt, bunten Veranstaltungen und allerlei Aktionen und Events begangen werden kann. Corona hat unser Leben die vergangen Monate geprägt und wird uns wohl auch noch die kommende Zeit begleiten. Die Pandemie hat, wie kaum ein anderes Ereignis der jüngsten Geschichte, unser aller Zusammenleben beeinflusst und viele andere wichtige Theman an den Rand gedrängt, so leider auch unser langerwartetes Gemeindejubiläum.

Dennoch wollen wir dieses bedeutende Jubiläumsjahr nicht vergessen. Der Südkurier hat uns mit einer Sonderbeilage die Gelegenheit geboten, auf angemessene Weise an den damaligen, richtungsweisenden Gemeindezusammenschluss zu erinnern und die Vielfalt unserer Gemeinde vorzustellen. All diejenigen, welche die Südkurier-Sonderbeilage anlässlich des Gemeindejubiläums nicht mit der Tageszeitung erhalten, können sich gerne ein Exemplar im Bürgerservice des Rathauses abholen oder bestellen.
Darüber hinaus hat das Team der Gemeindebücherei anlässlich des Gemeindejubiläums unter dem Motto "5 für 50" fünf Klappstuhllesungen für Groß und Klein organisiert. Das Programm und die Termine finden Sie hier. Wir freuen uns außerdem auf die Fotoaustellung "50 Jahre Lauchringen - 100 Bilder und mehr", welche am 18./19. und 25./26. September auf dem Areal der ehemaligen Lauffenmühle stattfinden wird. Sehr gerne laden wir Sie hierzu schon heute ein.

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,
ich bin sicher, dass die Gemeinde Lauchringen für ihre Zukunftsentwicklung den richtigen Weg beschritten hat und wir alle deshalb, mit solch engagierten Einwohnern, voller Zuversicht den künftigen Herausforderungen entgegensehen können.

Herzlichst

Ihr
Thomas Schäuble
Bürgermeister