Geschichte

Die geschichtliche Entwicklung der Gemeinde
[Geschichte]


KüssaburgIn der Ebene des unteren Klettgaus, überragt von der 629 m hohen

Küssaburg, dem geschichtsträchtigen Wahrzeichen dieser Landschaft, liegt die Gemeinde Lauchringen (354 bzw. 356 m ü. d.M.) mit ihren ca. 7000 Einwohnern.



Lauchringen, ein Ort mit der Endung "-ingen", gilt als frühalemannische Siedlung. Auch Funde im Gemeindegebiet lassen darauf schließen, dass hier sehr früh Menschen gelebt haben. Erste schriftliche Quellen ergeben sich aus den Besitzrechten der Klöster ab der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts n. Chr.

Kloster RheinauSo erscheint der Ortsname Lauchringen, gemeint Oberlauchringen, erstmals in einer Urkunde des Inselklosters Rheinau vom Jahre 860.

Die ehemalige Gemeinde Oberlauchringen

Lauchringen, hier zu verstehen als Oberlauchringen, gehörte von jeher zum Klettgau. Von ihm trennte die Wutach den Alpgau, also das offene Land zwischen Wutach und Schwarzwald. Die Bezeichnung "Alpgau" ist verschwunden; sein Gebiet umfasst die spätere "Landgrafschaft Stühlingen".

In Lauchringen, wie sonst im Klettgau, hatte insbesondere das Kloster Rheinau Besitzungen. Daneben bestanden auch Grund? und Bodenrechte anderer Klöster, in bedeutendem Umfang das Kloster St. Blasien. In Zusammenhang mit letzterem wird im Jahre 1150 das einzige Mal ein in Lauchringen ansässiges, edelfreies Geschlecht, nämlich "Bertoldus, Adelbero und Marcwardus de Louchiringin", neben anderen Edlen und Freien, u.a. von Krenkingen und Küssaberg, erwähnt. Besitzrechte sind auch von den Herren von Erzingen nachweisbar.

Für die damals wichtigen Klöster waren von den Königen freiadelige Herren als Vögte eingesetzt. Diese aber erweiterten oft ihren eigenen Machtbereich auf Kosten der Klöster und zu Lasten der Untertanen. Nach mehrfachem Wechsel erhielten schließlich die Grafen von Habsburg-Laufenburg die Klostervogtei Rheinau, die auch in Lauchringen Besitzungen hatte.
1294 hatten die Grafen Habsburg-Laufenburg die Burg und Herrschaft Balm erworben und nahmen dort ihren Sitz. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde ihnen auch die Landgrafschaft Klettgau übertragen. Durch Heirat kamen die Herren von Sulz in den Besitz des Klettgaus, zunächst mit dem Sitz auf Schloss Balm, später auf dem Schloss in Tiengen.

Anfang des 14. Jh. hatte die Herrschaft Österreich das hohe Gericht in Oberlauchringen. Zu dieser Zeit ist bereits eine Taverne, das Gasthaus "Adler", aufgeführt, wo später das freie kaiserliche Landgericht tagte. Die dem Grafen von Habsburg zinsbare Taverne "Adler", wird als eines der ältesten Wirtshäuser der Landschaft zu Anfang des 14. Jahrhunderts genannt. Besondere Bedeutung hatte der Adler wie erwähnt, als Tagungsstätte des Freien Kaiserlichen Landgerichtes, wovon der 1578 angebaute Teil des Hauses mit den Treppengiebeln zeugt.

Gasthaus Adler



Im Saal, in dem das Landgericht tagte, durfte nicht gewirtet werden und die Landgrafen behielten sich einige Räumlichkeiten zum persönlichen Gebrauch vor. Der Adlerwirt hatte die Verpflichtung den Straßenzoll an der freien kaiserlichen Reichsstraße, an welcher der Adler lag, und die dem Landgrafen zustehenden Abgaben einzuziehen. Am 9. August 1781 machte Kaiser Josef II. anlässlich einer Reise von Wien nach Paris im Adler Station.

Bis zum Eisenbahnbau war der Adler durch die Jahrhunderte Poststation für Postreiter und Kutschen, woran das eindrucksvolle, mit dem Reichsadler und dem Fürstenwappen der Thurn und Taxis bemalte Postschild und der Aufschrift "Kayserliche Reichs Post Thiengen 1782" erinnert. 

Post zum Adler


Im Jahre 1497 wurden die Sulzer Pfandherren der bischöflich-konstanzischen Küssaburg und hatten auch dort zeitweise ihren Sitz. Mit der Küssaburg waren für unsere Landschaft unheilvolle Geschehnisse verbunden. Soziale und rechtliche Benachteiligungen bedrückten ihre Bewohner und führten schließlich 1525 zum Aufstand, der mit ihrer blutigen Niederlage endete. Nach verstärktem Ausbau der Burg wurde sie im 30?jährigen Krieg 1634 von der kaiserlichen Besatzung in Brand gesteckt und für alle Zeiten zerstört.

Umgebung der KüssaburgDie Grafen von Sulz regierten im Klettgau bis zum Aussterben der männlichen Linie im Jahre 1687. Sie wurden von den Fürsten von Schwarzenberg abgelöst. 1806 folgte das Großherzogtum Baden.

Zu den ältesten Gütern des Dorfes Oberlauchringen zählt die ehemalige herrschaftliche Mühle.

Mühle Oberlauchringen
Einige beachtliche Baudenkmäler, wie das bereits erwähnte weit bekannte Gasthaus "Adler" und das frühere Gasthaus zum "Hirschen", sind in gut renoviertem Zustand vorhanden.


Die Badische Revolution 1848/49 ging auch an Oberlauchringen nicht spurlos vorüber. Im April 1848 ruft der Radikale Hecker zum Marsch in die Revolution auf, dem auch Menschen unserer Gegend folgten. Nach der Niederschlagung durch die Regierungstruppen wurden lange Freiheitsstrafen verhängt und Oberlauchringens damaliger Bürgermeister Bercher wurde abgesetzt.



Jahre der Spannungen und der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Preußen und Österreich folgten bald jener Zeit. Das Jahr 1870 brachte den Krieg mit Frankreich, der zugunsten Deutschlands entschieden wurde. Das Deutsche Reich wurde 1871 gegründet.



1914 brach dann der Erste Weltkrieg aus. Auch aus Oberlauchringen wurden von da an fast täglich Männer zum Kriegsdienst eingezogen und mit der Zeit trafen auch die ersten Meldungen über Gefallene in Oberlauchringen ein. Nach dem Friedensvertrag von Versailles 1919 kehrten die Soldaten und nach und nach auch die Kriegsgefangenen nach Oberlauchringen zurück.



1929 errichtete man in Oberlauchringen ein Denkmal zu Ehren der Kriegsopfer . Dieses musste dann schon 1946 erweitert werden, da der zweite Weltkrieg von Oberlauchringen 86 Tote und Vermisste forderte.

Denkmal


Die ehemalige Gemeinde Unterlauchringen

Der Ort Unterlauchringen, rechts der Wutach gelegen und damit dem alten Alpgau zugehörig, im Gegensatz zu dem damals viel größeren Oberlauchringen im alten Klettgau, wurde in der früheren Geschichte nicht eigens erwähnt. Im 13. Jahrhundert strebten die edelfreien Herren von Krenkingen an, unter Missbrauch der Vogteirechte über die Abtei Rheinau, in dem ihnen angestammten Herrschaftsgebiet an der unteren Wutach und Steina ein möglichst geschlossenes Territorium zu schaffen. In unmittelbarer Nachbarschaft, im damaligen Dorf Tiengen, hatten die Krenkinger schon früh eine Burg errichtet. Dort entstanden später ein Markt und noch vor der Mitte des 13. Jahrhunderts die Stadt Tiengen.



Nachweislich hatten die Herren von Krenkingen‑Weißenburg in solcher Nähe auch auf Gemarkung Lauchringen Besitz an sich gebracht. Er war später auf die Herren von Erzingen übergegangen.
Es liegt nahe, dass das Dorf Unterlauchringen von den Krenkingern in die Hand der Erzinger gekommen ist. Heinrich der "Ältere" von Erzingen war es, der 1433 das Dorf Unterlauchringen an den mit der Tochter Clara von Erzingen verheirateten Schwiegersohn Peter von Offenburg in Basel verpfändete.



Erstmals und im gleichen Jahr wird auch die Mühle am Laufen urkundlich genannt. Im Jahr 1513 verkaufte Peter von Offenburg, der 1502 auch Bürgermeister zu Basel war, das "Dörffli nidern Lochringen. mit allen Rechten und Zugehörigkeiten an Graf Rudolf III von Sulz (1497‑1535).




Für die beiden Orte Ober‑ und Unterlauchringen hat sich der mehrmalige Wechsel in Herrschaften und Pfandschaften von Tiengen wie auch der Küssaburg zweifelsohne ausgewirkt. Dazu ist zu vermerken, dass u.a. die rechts der Wutach gelegenen Gemarkungsteile von Oberlauchringen und hauptsächlich von Unterlauchringen der Landgrafschaft und hohen Gerichtsbarkeit Stühlingen unterstanden. Dies bedeutete, dass in Unterlauchringen die Landeshoheit für den im Bereich der Landgrafschaft Stühlingen liegenden, also überwiegenden Teil der Dorfgemarkung, bei Stühlingen lag und die niedergerichtlichen Befugnisse bei den Herren der Landgrafschaft Tiengen. Diese Rechtsverhältnisse führten immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Landgrafschaften, bis 1806 Großherzog Karl Friedrich von Baden die Landeshoheit erhielt. Es entstand das Großherzogtum Baden. Damit war auch das staatsrechtliche Schicksal der alten Orte Ober- und Unterlauchringen für die Zukunft bestimmt.



Die Badische Revolution 1848/49 bekam auch die Gemeinde Unterlauchringen zu spüren. Der Ort wurde nach der Niederschlagung zeitweise durch die Reichstruppen besetzt und der damalige Bürgermeister Wenzinger abgesetzt.



Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914, wurden auch in Unterlauchringen täglich junge Männer zum Kriegsdienst abberufen.
Nach Beendigung des Krieges wurde in Unterlauchringen 1927 das Kriegerdenkmal im Reiherwald errichtet. Der Zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 forderte von Unterlauchringen 143 Tote und Vermisste.

Die Gesamtgemeinde Lauchringen

Das Jahr 1971 hat im Zuge der Gebietsreform den Zusammenschluss der beiden selbständigen Gemeinde Ober- und Unterlauchringen zu der neuen Gemeinde Lauchringen gebracht. Sie hatten in der Nachkriegszeit oft gemeinsame Entschlüsse gefasst, sind in Gemeinsamkeit aufeinander zugegangen und zusammengewachsen. Die Entscheidung zu einem Zusammenschluss war wesentlich von der geschichtlichen Verbundenheit beider Gemeinden beeinflusst, die bereits im 13. Jahrhundert gemeinsam genannt wurden. Somit brachte diese Gebiets- und Verwaltungsreform nach 670 Jahren diese Gemeinsamkeit wieder.

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