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Rede Bürgermeister Thomas Schäuble
zum 60. Jahrestag der Beendigung des 2.Weltkrieges vom 03.06.2005

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Vaysierre, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe europäische Mitbürger!

Vor 60 Jahren war Europa, und damit auch Frankreich Schauplatz unendlichen Leids und hunderttausendfacher Opfer - und zugleich ein Ort soldatischen Mutes zur Befreiung Europas.

Die Erinnerung Frankreichs an den 2. Weltkrieg ist eine andere als die Deutschlands. Und doch münden sie in einer gemeinsamen Überzeugung: Wir wollen den Frieden.

Wir Deutsche wissen, wer den Krieg verbrochen hat. Wir kennen unsere Verantwortung vor der Geschichte und wir nehmen sie ernst.

Tausende Soldaten starben bis zum Kriegesende an einem einzigen, grausamen Tag.
Sie zahlten den höchsten Preis für die Freiheit. Deutsche Soldaten fielen, weil sie in einen mörderischen Feldzug zur Unterdrückung Europas geschickt wurden.

Doch in ihrem Tod waren alle Soldaten über die Fronten hinweg verbunden, verbunden nämlich in der Trauer ihrer Eltern und Frauen, ihrer Kinder, ihrer Geschwister und Freunde.
Vor ihrer aller Schmerzen verneigen wir uns.

Meine Damen und Herren,
wir schauen auf die Schlachtfelder Europas in großer Trauer.
Umso dankbarer sind wir dafür, dass Frankreich und Deutschland heute einander näher stehen denn je zuvor.

Aus nationalistischem Irrsinn ist europäische Partnerschaft geworden.

Lassen Sie uns diesen Tag des Erinnerns nutzen, um unser gemeinsames Friedenswerk voranzutreiben.

Wir wollen ein vereintes, freiheitliches Europa, das seine Verantwortung für Frieden und Gerechtigkeit auf dem eigenen Kontinent und in der Welt wahrnimmt.
Das ist unsere Hoffnung.

Hoffnung stand auch am Anfang der deutsch-französischen Freundschaft.
Vertrauen und Verlässlichkeit sind heute ihr Kennzeichen.

Was am Ende des zweiten Weltkrieges unmöglich schien, ist wahr geworden, weil die Menschen in unseren beiden Ländern es so wollten.
Die deutsch-französische Freundschaft ist - und das kann man auch fast 60 Jahre nach dem 2. Weltkrieg nicht oft genug feststellen - tägliche Normalität geworden. Sie ist für uns aber auch eine Herzensangelegenheit.

Wir haben große Sympathie für die französische Lebensart, für die schöne Sprache und die kulturellen Leistungen Frankreichs.

Es gibt nur Freundschaften zwischen Menschen.
Darum leben die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich vom Austausch.
Länder können nur dann zusammen wachsen, wenn sich ihre Bewohner freundschaftlich begegnen und so Vertrauen wächst.

Als Zeichen dieses stetig wachsenden Vertrauens, übergebe ich Ihnen als Geschenk der Gemeinde Lauchringen zu diesem heutigen Anlass einen Lindenbaum, der die Freundschaftliche Verbundenheit unserer zwei Partnergemeinden symbolisieren soll.

Verehrter Herr Bürgermeister Vayssiere, meine Damen und Herren,
ich möchte als Beispiel das Schicksal des deutschen Soldaten Hans Flindt aus Usedom erwähnen.

Er hat in der Normandie gekämpft und kam in Gefangenschaft.
Nach seiner Entlassung heiratete er eine Französin und blieb in diesem wunderbaren Land.

Heute sagt der 78-jährige über den für Frankreich so bedeutenden 6. Juni 1944: "Es war für uns alle der Beginn eines neuen, glücklichen Lebens."

Denjenigen, denen vor 60 Jahren dieses glückliche Leben verwehrt wurde, gilt unsere Erinnerung, unser tiefer Respekt.
Wir wissen, ihr Tod war nicht vergeblich: Wir leben in Freiheit und Frieden.
Dafür danken wir ihnen.

Unser Versprechen ist und wird bleiben: Wir werden die Opfer niemals vergessen!